Highlights: Einruhr, Obersee des Rursee, aufgestaute Urft, Nationalpark Eifel, Urfttalsperre, Wollseifen, Vogelsang IP, Aussichtspunkt Kickley, viele schöne Bachtäler
Liebe Wanderfreunde!
Ein Jahr ist nun schon unsere letzte gemeinsame Wanderung her. Wir vermissen euch! Vor Weihnachten kamen wir auf den Gedanken, wir könnten doch auch mal zu zweit wandern gehen und darüber Wanderberichte schreiben, wenn schon mehr nicht geht. Und so fuhr das Geschwisterduo Margarete und Paul genau passend am letzten Sonntag im Januar nach Simmerath-Einruhr, an dem wir eigentlich eine Gruppenwanderung angeboten hätten. Dort wanderten wir die 20 km lange 2. Etappe des Wildnis-Trails nach Schleiden-Gemünd, der Schnee hatte eine wunderschöne Landschaft gezaubert.
Der Start der 2. Etappe des Wildnis-Trails in Einruhr
Kurz nach 11 Uhr begannen wir im schönen Einruhr am Obersee des Rursee. Früher hieß die Rur übrigens Ruhr, daher kommt auch der Name Einruhr. Der Wildnis-Trail verläuft dort meist in einem Abstand von 100 bis 200 Meter hoch über dem See. Nach einem Kilometer erreichten wir den Ortsrand, sodann hatten wir auf dem schönen Waldweg
sehr schöne Seeblicke
! Kurze Zeit später kamen wir an einem
kleinen Wasserfall mit Eis
vorbei! Und trotz dieser Schönheit begegneten wir hier keinem anderen Fußgänger. Warum, sollte sich kurz nach dem folgenden sehr schönen Ausblick zeigen.
Aussichtspunkt hoch über dem See
Danach machte der Wildnis-Trail seinem Namen zum ersten Mal Ehre! Auf einem
schmalen etwas rutschigen Pfad nah am Abgrund
inmitten von Schnee ging es weiter. Solltet ihr spektakuläre Heldentaten bei Rutschpartien am Abgrund erwartet haben, müssen wir euch leider enttäuschen! Nach 600 Metern hatten wir diesen sicher durchquert und wurden mit einem weiteren grandiosen Ausblick belohnt!
Ausblick auf den See
Danach erreichten wir nach einigem Schlamm das Seeufer. Kurze Zeit später verließen wir wieder das Seeufer und wanderten über eine
Lichtung
, wir erreichten dort auch das riesige Gelände des von 1946 bis 2005 aktiven Truppenübungsplatz um die ehemalige NS-Ordensburg Vogelsang, was durch die zahlreichen großen Schilder, die das Verlassen der Wege und das Rauchen untersagten, offensichtlich war. Wir blieben also auf dem Weg und spielten natürlich nicht mit Feuer. Da wir die Wanderung spontan geplant hatten, wussten wir nicht, dass der Truppenübungsplatz an dieser Stelle begann. Doch wir kamen spontan auf den richtigen Gedanken: Hier muss noch einige alte Munition von Truppenübungen liegen.
Nach der Lichtung erreichten wir wieder den Wald und überquerten den schönen
des Rursee. Dort erreichten wir auch die Halbinsel zwischen dem Seearm und der aufgestauten Urft, die kurz vor dem Paulushofdamm in den Obersee mündet. Dort erreichten wir auch den
Aussichtspunkt
mit sehr schönen Ausblicken.
Blick vom Aussichtspunkt auf den Obersee
Fortan ging es entlang der
sehr schönen Urft
mit dem Kermeter am anderen Ufer in Richtung Urftstaumauer. Gegenüber der Mündung des
Walbigbach
erhebt sich
diese Halbinsel
über der Urft! Kurz vor der Urfttalsperre begann ein steiler Anstieg zum Aussichtspunkt hoch über dem Staudamm. Kurz vor dem Aussichtspunkt verließen wir auch das Ortsgebiet Simmerath und erreichten das Stadtgebiet Schleiden. Die Urfttalsperre wurde 1905 fertiggestellt und staute den damals größten europäischen Stausee auf. Wie viele Bauwerke, die heutzutage gebaut werden, wohl 116 Jahre danach noch stehen?
Nach dem Aussichtspunkt bot sich schon nach kurzer Zeit dieses
schöne Panorama
! Wir wanderten auf einem
sehr schönen Waldweg
im verschneiten Wald. Kurz vor dem Waldrand legten wir hier eine Pause ein. Kurz danach kamen wir aus dem Wald raus und auch dort zauberte der Schnee eine wunderschöne Landschaft!
Das Schnee-Panorama
Auch auf diesem Weg waren übrigens deutliche Hinweise, die Wege nicht zu verlassen. Der ehemalige Truppenübungsplatz wird nicht vollständig von Munitions-Altlasten befreit, da eines der reichsten Länder der Welt meint, es sei zu teuer. Für nachkommende Generationen gefährliche Altlasten zu beseitigen, ist wohl zu viel verlangt. Was passiert dann eigentlich, wenn dort riesige Waldgebiete in Flammen stehen wie im Juli 2018 in Brandenburg? Hier gab es auch den ersten Ausblick auf Vogelsang IP, die ehemalige NS-Ordensburg Vogelsang.
Vogelsang IP, die ehemalige NS-Ordensburg
Doch wir waren auf dem Weg zum höchsten Punkt der Wanderung und so gab es auch diesen
schönen Ausblick
! Am Ende des Wanderwegs erreichten wir das verwüstete Dorf Wollseifen, dort erreichten wir bis zu 522 Meter Höhe über NN. Die Bewohner wurden 1946 von der britischen Armee für den Truppenübungsplatz vertrieben, sie verloren auch ihre Arbeitsplätze, da sie von der Landwirtschaft lebten. Sie mussten ihr Dorf damals innerhalb von 2 ½ Wochen verlassen. Ihr Dorf wurde in den Folgejahren fast vollständig zerstört. 1950 wurde der Truppenübungsplatz an die belgische Armee übergeben, wurde aber in den folgenden Jahrzehnten bis 2005 auch von anderen NATO-Truppen genutzt. Die Dorfkirche wurde durch Ehrenamtliche restauriert, die Ruine der Schule wurde gesichert. Dort kamen wir auch zum erhaltenen Wollseifener Trafohaus mit einer
sehr lesenswerten Infotafel
.
Das Wollseifener Trafohaus
Wahnsinn, wir sind beide in den 80er-Jahren geboren und sind, obwohl wir mit den Jahrzehnten an vielen Orten waren, im Jahr 2021 zum ersten Mal in einen verwüsteten Ort, der zu großen Teilen nicht wieder aufgebaut wurde, gekommen. Daran sieht man exemplarisch, wie gut es uns doch geht. Weltweit gibt es sicherlich viele Menschen, die es in dieser Zeit vielfach erlebt haben.
Nach Wollseifen erreichten wir das ebenfalls in Folge der militärischen Übungen verwüstete Dorf Vogelsang, das im Unterschied zu Wollseifen während der NS-Zeit entstand. Heute steht dort nichts mehr. Wenig später erreichten wir das sehr schöne
Neffgesbachtal
.
Nach einem Anstieg erreichten wir nun die ehemaligen
"Hundertschaftshäuser"
der einstigen NS-"Ordensburg" auf dem Erpenscheid, die zweitgrößte bauliche Hinterlassenschaft der Nazizeit in Deutschland. Der Anblick der einstigen Nazi-Bauwerke war schon rein optisch abschreckend, doch auch im Negativen sieht man noch immer etwas Positives: Eine schöne
"Eis-Pflanze"
!
Seit 2006 ist das Gelände wieder als "Vogelsang Internationaler Platz" bzw. kurz Vogelsang IP öffentlich zugänglich. Es gibt u. a. eine Gedenkstätte und eine Ausstellung.
Zwischen 1936 und 1939 war dort eine Schulungsstätte für den Nachwuchs des NSDAP-Führungskaders. Ab 1939 wurde der Komplex durch die Wehrmacht als Kaserne genutzt. Nach dem 2. Weltkrieg übernahm die britische Armee, 1946 richtete sie dann den schon angesprochenen gigantischen Truppenübungsplatz ein.
Kurz nach den Hundertschaftshäusern folgte ein starker Anstieg der Straße und fortan kamen wir wieder auf einen Pfad durch den Wald, der auch einen schönen
Pausenplatz mit Ausblick
bietet. Sich hinzusetzen hätte aber recht kühl werden können! Der Wildnis-Trail führt dort auch durch den Rotkreuz-FriedensPfad, wo wir uns viele Schilder wie etwa
dieses
durchgelesen haben. Sehr gute Botschaften! Danach wechselte wieder abrupt das Ambiente und wir kamen am ehemaligen Wach- und Eingangsbereich "Malakoff" vorbei.
Eingangsbereich Malakoff
Kurz danach mussten wir einen Mini-Schlenker nehmen, da ein kurzer Wegabschnitt gesperrt war, vermutlich wegen Munitions-Rückständen.
Nun begann das Gefälle ins Morsbachtal. Kurz vor dem Tal wurde es spannend, denn der teilweise mit Treppenstufen und Geländer gebaute steile Weg war verschneit und teilweise glatt, im
Foto
sieht das sehr schön aus! Doch wir kamen sicher zum
Morsbach
, wieder ein schöner plätschernder Gebirgsbach! Danach ging es wieder rauf zum Aussichtspunkt Kickley hoch über der Urft, wieder ein sehr schöner Ausblick der an Ausblicken nicht armen Strecke.
Grandiose Aussicht vom Aussichtspunkt Kickley
Kurze Zeit später erreichten wir den Eifelblick auf dem Modenhübel auf 485 Meter Höhe, wieder ein sehr schöner Ausblick zwischen dem Morsbach- und dem Laßbachtal. Vom Hügel konnten wir bereits
das Dorf Morsbach
sehen. Hier gab es auch die einzigen paar Tropfen Niederschlag der Wanderung.
Nun erreichten wir fast Morsbach, bogen jedoch kurz davor in Richtung Laßbachtal ab. Erst hier verließen wir den ehemaligen Truppenübungsplatz. Es war bereits 17 Uhr und wurde bald dunkel. Der
Laßbach
war ein weiterer schön plätschernder Gebirgsbach, neben dem wir ein paar 100 Meter liefen. Kurz vor der Mündung des Laßbaches in die Urft querte unser Weg den Laßbach und verlief fortan nahe des Urfttals.
Nach einer kleinen "Schlammschlacht" erreichten wir bald die Ausläufer von Schleiden-Gemünd! Doch nach einem kurzen Weg durch den Ort kamen wir noch ein mal nach einem Anstieg in einen schmalen Wald direkt neben Wohnhäusern, was aber auch im Halbdunkeln kein Problem war. Schon kurz danach erreichten wir das Zentrum von Gemünd, wo die 2. Etappe des Wildnis-Trails an einem Kreisverkehr endet.
Wir nahmen den Weg durch die leere Fußgängerzone und erreichten nach der Querung der Olef und der Urft die Bushaltestelle Gemünd Mitte, wo unsere Wanderung endete.
Nach über 20 km Erlebniswandern auf einer ganz besonderen Strecke, die wir 2005 zu wesentlichen Teilen noch gar nicht hätten wandern dürfen, waren wir glücklich und zufrieden und konnten entspannt nach Hause fahren!
Wir schreiben diesen Wanderbericht aber auch, damit ihr die Möglichkeit habt, die Strecke nachzuwandern. Die Anreise ist bei dieser Strecke komplizierter als gewohnt. Mit der Bahn von Köln steigt man in Kall Bahnhof und Schleiden, Vogelsang I P Walberhof am Stadtrand von Schleiden um, an Wochenenden außerhalb des Sommers gibt es nur 3 Verbindungen am Tag, eine davon aber um 9:21 Uhr ab Köln Hbf, die Ankunft ist um 11:02 Uhr. Bitte vor der Wanderung überprüfen. Wenn ihr mit dem Auto anreist, empfehlen wir, euer Auto in Gemünd zu parken und um 10:40 Uhr ab Gemünd Kirche mit dem Bus nach Einruhr zu fahren, ebenfalls mit Umsteigen. Dann habt ihr das Auto direkt am Zielort stehen und seid nicht auf den einen Bus angewiesen, der nachmittags fährt. Alternativ könnt ihr auch das Auto in Einruhr parken und aus der Streckenwanderung eine Rundwanderung machen, beispielsweise, indem ihr auf diesem Weg von Vogelsang IP nach Einruhr zurück wandert. Paul